Mädchenchor unterstützt mit Benefizkonzert Aids-Projekt in Südafrika
Die Südafrika-Reise 2019 und dabei vor allem die Begegnung mit Pfarrer Stefan Hippler, dem Initiator von HOPE Cape Town, in den Elendsvierteln von Kapstadt hat bei Domkantor Oliver Sperling und seinen Sängerinnen tiefe Spuren hinterlassen, aus denen mittlerweile eine Freundschaft geworden ist.

Selbst zwei Jahre später noch zeigt sich Domkantor Oliver Sperling tief beeindruckt von dem, was er bei seiner ersten Reise nach Südafrika mit den Sängerinnen des Mädchenchors am Kölner Dom erlebt hat. Denn seitdem ist ihm das Zusammentreffen mit dem deutschen Seelsorger Stefan Hippler, der vor 20 Jahren aus seiner Arbeit in den Armenvierteln Kapstadts heraus „HOPE Cape Town“, eine längst staatlich anerkannte Hilfsorganisation, ins Leben gerufen hat, nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Diese Initiative bietet HIV-infizierten, an Aids und Tuberkulose erkrankten Kindern und ihren Familien in der Provinz Western Cape wichtige Dienste auf Gemeindeebene an und lässt die nicht im Stich, die aufgrund ihrer Mittellosigkeit ohnehin schon gesellschaftlich ausgegrenzt, durch ihre Infizierung aber zusätzlich noch stigmatisiert sind.

 

Ihnen kommen Beratung, Behandlung und die Vernetzung von unterschiedlichen Hilfsangeboten, für die HOPE Cape Town steht, zugute. Denn HOPE Cape Town ist in 18 Townships rund um Kapstadt sowie auf den Kinderstationen im Tygerberg-Hospital, dem mit fast 2000 Betten größten Krankenhaus am Westcap, aktiv. Um hier neben dem Kampf gegen die täglichen Neuinfektionen und der medizinischen Begleitung vor allem von Babys und Kleinkindern eine ganzheitliche Betreuung sicherzustellen, arbeitet HOPE mit einem Team von zwei Ärztinnen, einer Sozialarbeiterin, einer Ergotherapeutin und 25 sogenannten Gesundheitsarbeiterinnen zusammen. Im Tygerberg Hospital betreut HOPE Cape Town allein 14 Kinderstationen und drei Entbindungsstationen.

 

„Das ist ein zutiefst berührender Einsatz, eine nachhaltige und sinnstiftende Arbeit, die vielen Menschen trotz ihrer Erkrankung – auch aufgrund des mittlerweile enormen Netzwerks von Pfarrer Hippler – eine Perspektive bietet und von daher unserer Solidarität bedarf“, stellt Sperling fest. Jedenfalls stand für ihn nach dem Besuch in den Townships fest, dass er dieses Projekt mit seinen Sängerinnen dauerhaft von Deutschland aus unterstützen will. „Das ist gesellschaftliche Friedensarbeit in einem Land der großen Gegensätze, wo es Reiche gibt, aber eben vor allem auch viele sehr, sehr arme Menschen, die ohne diese Hilfe auf sich gestellt blieben und vermutlich sterben würden“, betont er.

 

„Wir haben damals hautnah erlebt, dass zum Beispiel Gendergerechtigkeit nur ein Thema der höheren gesellschaftlichen Schichten ist, also von denen, die sich das leisten können. Wenn man in die Townships kommt, wird man mit erschreckenden Bildern konfrontiert und damit, dass die totale Armut zur Lebenswirklichkeit der Bevölkerung dort gehört, dass Mädchen unter Umständen mit zwölf Jahren schwanger werden, sehr früh verheiratet werden und keine Rechte haben – geschweige denn die Möglichkeit, sich gegen ein solches Leben zu wehren. Der Mann bestimmt, und Sexualität spielt eine große Rolle, weil sie nichts kostet und die Menschen dort einfach nichts haben.“ Auch häusliche Gewalt sei in den Townships ein großes Thema. Und von nichts träumten die Jugendlichen dort mehr als von einem Fernseher oder einem Handy“, berichtet Sperling. „Denn nur darüber bekommen sie etwas mit von einer Welt, an der sie sonst nicht teilhaben. Es gibt kaum Wasser und auch keinen Strom. Oft teilen sich bis zu 15 Menschen einen Wohncontainer, etwa 60 Personen eine Toilette. Das ist ein Leben, wie wir es uns nicht vorstellen können, zumal meist Clans das Sagen haben und in einem solchen Kontext Mädchen und Frauen jeden Tag ums nackte Überleben kämpfen.“

 

HOPE Cape Town investiere in diese oft hoffnungslosen Menschen und fördere neben der Gesundheitsversorgung und der Aidsprävention vor allem auch Forschungsprojekte im Kampf gegen das HIV-Virus und die Bildungschancen dieser Menschen. „In der Summe ist das, was Pfarrer Hippler in Kapstadt tut, ein überwältigendes Engagement, das mich nicht mehr loslässt und das ich aus Überzeugung in meinen Chor sowie die Elternschaft meiner Sängerinnen trage, um es mit Spenden zu unterstützen.“

 

Konkret Gelegenheit dazu bietet sich auch an diesem Freitag. Denn nach langer coronabedingter Zwangspause wird der Mädchenchor mit rund 50 Sängerinnen der älteren Jahrgänge zum ersten Mal wieder im Hochchor vor dem Dreikönigenschrein ein Konzert singen. Und dieser Auftritt ist als Benefizkonzert zugunsten von HOPE Cape Town angelegt. Der Spendenerlös am Ende des Konzerts soll ausschließlich der Arbeit von Pfarrer Hippler, der an dem Abend anwesend sein wird und mit dem Oliver Sperling inzwischen einen regelmäßigen Kontakt pflegt, zugute kommen. Unter der Überschrift „Herr, höre unser Gebet“, einem von Domkapellmeister Metternich komponierten vierstimmigen Satz, der gleichzeitig bei jedem sonntäglichen Chorgebet am Abend als Eröffnungsruf gesungen wird, geht es um a cappella-Musik aus fünf Jahrhunderten: von Palestrina und Bach über Mendelssohn und Francis Poulenc bis hin zu Egil Hovland, Knut Nystedt und Ola Gjeilo.

 

„Alle freuen sich sehr, dass ein solches Konzert an dem für die Reihe „Geistliche Musik am Dreikönigenschrein“ üblichen Ort gerade möglich ist und in den letzten Monaten das, was die Mädchen mit ihrem Chor verbindet – neben musikalischen Erlebnissen vor allem die Gemeinschaftserfahrung und daraus entstehende Solidarität und Verantwortung für- und untereinander – wieder möglich sind“, sagt Sperling. „Es tut den Sängerinnen einfach gut, wieder zusammenkommen und gemeinsam im Dom stehen zu können. Das ist eine Erfahrung, die sie lange entbehren mussten und die darum umso kostbarer geworden ist, aber eben auch das Bewusstsein für Wesentliches schärft.“

 

Auch er persönlich, bekennt der Domkantor, werde es genießen, endlich wieder einmal ein Konzert im Dom dirigieren zu können. „Und zum Glück kann ich mich dabei auf das große erarbeitete Repertoire meines Chores verlassen, zumal Corona trotz fehlender Probenzeiten über viele Monate dem Ensemble doch nicht so zugesetzt hat, als dass es ein solches Programm nicht bewältigen könnte.“ Die Vorfreude jedenfalls sei immens, so der Leiter des Mädchenchores am Kölner Dom.

 

Zugangskarten zum Konzert werden nicht vergeben; der Eintritt ist frei, aber der Einlass nur möglich unter Beachtung der aktuell geltenden Corona-Regeln. Der Kinder- und Jugendchor am Erfurter Dom, der ursprünglich das Konzert an diesem Freitag in der Reihe „Geistliche Musik am Dreikönigenschrein“ singen sollte, musste seinen Auftritt kurzfristig absagen, wird aber am Sonntag im Kapitelsamt um 10 Uhr die Domliturgie gemeinsam mit den Kölner Sängerinnen gestalten und die Messe A-Dur von Joseph Rheinberger singen.

 

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