Dombauhütte

Eine gotische Kathedrale mit ihrer filigranen Bauzier, dem freistehenden Strebewerk und den empfindlichen historischen Glasfenstern ist in besonderer Weise der Verwitterung durch Wind und Regen ausgesetzt. Schadstoffe in Luft und Regen beschleunigen den Verfall zusätzlich. Den Dom der Nachwelt zu erhalten ist die Aufgabe der Kölner Dombauhütte. Von knapp 100 Mitarbeitern arbeiten etwa 80 von ihnen im handwerklichen Bereich. Nahezu alle für den Erhalt des Domes notwendigen Gewerke sind vertreten: Steinmetzen, Steinbildhauer und Steinrestauratoren, Glasmaler, Kunstglaser und Glasrestauratoren, Gerüstbauer, Schreiner, Dachdecker, Maler, Elektriker, Schlosser und Schmied, Gold- und Silberschmied sowie ein Installateur. In der Verwaltung der Dombauhütte arbeiten Sekretärinnen, Architekten, ein Maschinenbauingenieur, ein Steintechniker, Kunsthistoriker und Archäologen. Geleitet wird die Dombauhütte seit Januar 2016 von Dombaumeister Peter Füssenich.

Personen

Dombaumeister
Peter Füssenich
 

Stellvertretender Dombaumeister
Dr.-Ing. Albert Distelrath

Dombauverwaltung

In der Dombauverwaltung laufen die organisatorischen Fäden für alle Arbeiten im und am Dom zusammen.
Die Leitung hat Dombaumeister Peter Füssenich. Er ist für sämtliche Bereiche – wie Etatplanung, Bauforschung oder künstlerische Projekte – verantwortlich. Ihm stehen u.a. ein Architekt, ein Ingenieur, ein Steintechniker und der Hüttenmeister zur Seite, die mit der Planung und Überwachung der Arbeiten am Dom betraut sind.

Pressesprecher

Matthias Deml
Tel.: 0221 - 17940-300
Fax: 0221 - 17940-399
Email

Dombauarchiv

Das alte Archiv der Dombauhütte wurde 1794 von den französischen Revolutionstruppen nach Paris verbracht und gilt seither als verschollen. Nur wenige mittelalterliche Pläne tauchten im frühen 19. Jahrhundert wieder auf; drei gelangten zurück in den Besitz der Dombauhütte. Sie geben ein eindrucksvolles Beispiel von den hohen technischen und künstlerischen Fähigkeiten der mittelalterlichen Baumeister – allen voran der sogenannte Riss F. Der über vier Meter hohe Plan, der größte erhaltene mittelalterliche Bauplan überhaupt, ist wahrscheinlich um 1280 entstanden und zeigt die Westfassade des Domes, wie sie erst 600 Jahre später vollendet wurde.

In erster Linie umfasst das das Dombauarchiv heute den Archivalienbestand zum Dombau seit dem 19. Jahrhundert. Darunter befinden sich ca. 20.000 Pläne und Zeichnungen zu Bau und Ausstattung des Kölner Domes, sämtliche Akten zum Dombau seit 1833, ca. 30.000 Fotos, darunter kostbare und seltene Fotografien des 19. Jahrhunderts, und eine Spezialbibliothek. Hinzu kommen Sammlungen von Gemälden, Grafiken und kunstgewerblichen Objekten.

Die Erforschung des Kölner Domes und seiner Ausstattung anhand der Unterlagen des Dombauarchivs ist Voraussetzung für die laufenden Restaurierungsarbeiten am Dom.
Vom Dombauarchiv wird auch das wissenschaftliche Jahrbuch des Zentral-Dombau-Vereins, das seit 1841 bestehende »Kölner Domblatt«, herausgegeben.

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag 09:00 - 16:00 Uhr
Benutzung nach Voranmeldung

Dombauhütte

Heute hat die Kölner Dombauhütte etwa 100 Mitarbeiter, davon arbeiten ungefähr 80 im handwerklichen und restauratorischen Bereich. Die größte Gruppe sind die Steinmetzen, deren Schwerpunkt in der Steinerneuerung liegt. Während der Großteil der Steinmetzen in den Werkstätten neue Werkstücke erstellt, gibt es eine kleinere Gruppe von Versetzsteinmetzen, die in erster Linie auf den Baustellen arbeiten. Für die Erneuerung von figürlichen Darstellungen und die Herstellung von Gipsmodellen, die den Steinmetzen als Vorlage für die Bauornamentik dienen, sind die Bildhauer der Dombauhütte zuständig. Die Konservierung historischer Steinbereiche liegt bei den Steinrestauratoren.

Eine weitere große Abteilung der Dombauhütte ist die Glaswerkstatt, in der Glasmaler und Kunstglaser mit der Rekonstruktion zerstörter Fenster beschäftigt sind. Die Konservierung der sensiblen historischen Fenster des Domes erfolgt durch Glasrestauratoren. Weitere Berufsgruppen der Dombauhütte, die als Ausbildungsbetrieb ihr Wissen auch stets an die junge Generation weitergibt, sind Gerüstbauer, Dachdecker, Schreiner, Schlosser und Schmied, Gold- und Silberschmied, Maler und ein Installateur.

Handwerklicher Leiter der Kölner Dombauhütte ist der Hüttenmeister. Seit 2002 hat das Amt Steinmetzmeister Uwe Schäfer inne.

Domgrabung

Seit 1946 wird der Untergrund des Domes archäologisch erforscht. Neben den Fundamenten der heutigen Kathedrale konnten hier die Überreste von zumindest zwei Vorgängerkirchen untersucht werden, eine davon der sog. Alte Dom aus der Zeit Karls des Großen. Darüber hinaus weisen Grabfunde sowie das unmittelbar östlich des Domchores aufgedeckte Baptisterium auf eine der frühesten christlichen Gemeinden im Norden des römischen Reiches hin.

Im Rahmen der Ausgrabungen, die 1997 zugunsten baubegleitender Einzelprojekte eingestellt wurde, sind bis heute etwa 4000 qm des Domuntergrundes untersucht und weitgehend zugänglich belassen worden.
Das Gelände wird sukzessive für den Besucherverkehr ausgebaut und kann in geführten Rundgängen besichtigt werden. Zudem ist ein Besuch des Baptisteriums möglich, ergänzt durch die südlich anschließenden Schaudepots der Domgrabung. Einige weitere Funde, darunter die fränkischen Grabbeigaben des 6. Jh. sind in der Domschatzkammer ausgestellt.

Neben der aktiven Feldforschung obliegt dem Team der Domgrabung die Inventarisation, wissenschaftliche Auswertung und Bewahrung der Funde und Baustrukturen einer 70-jährigen Forschungsgrabung.

Informationen zu Grabungsführungen

Geschichte

Ein hochkomplexes Bauwerk wie eine gotische Kathedrale mit ihren frei in den Himmel ragenden, schlanken Strebepfeilern und -bögen und einer geradezu überbordenden, kleinteiligen Bauzier ist in besonderem Maße der Verwitterung durch Wind und Regen ausgesetzt. Schadstoffe in der Luft beschleunigen den Verfall des Bauwerkes zudem. Daher bedarf es der Kölner Dombauhütte, deren Aufgabe es ist, das Weltkulturerbe Kölner Dom für künftige Generationen zu erhalten.

Die Geburtsstunde der Kölner Dombauhütte ist letztlich der Baubeginn des heutigen Domes. Am 15. August 1248 wurde von Erzbischof Konrad von Hochstaden der Grundstein zu einer Kathedrale gelegt, die alle früheren Kirchenbauten an Größe und Modernität in den Schatten stellen wollte. 1322 wurde als erster und wichtigster Bauteil der Domchor feierlich eingeweiht. Anschließend begann man mit dem Bau von Lang-, Querhaus und Türmen. Als man um 1520 die Bauarbeiten am Kölner Dom für mehr als 300 Jahre einstellte, wurde der hölzerne Baukran auf dem unvollendeten Südturm das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Köln und zugleich Mahnung, den Bau eines Tages doch noch zu Ende zu führen.

Als 1815 das Rheinland auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugesprochen wurde, bot der Kölner Dom einen traurigen Anblick. Das Mauerwerk war verfallen und zeigte teils bedrohliche Risse. Zahlreiche Zierelemente waren abgefallen oder bis zur Unkenntlichkeit verwittert und an vielen Stellen wuchsen aus dem Mauerwerk Sträucher und kleine Bäume. 1823/24 wurde daher wieder eine Dombauhütte begründet, die zunächst fast 20 Jahre lang mit der Restaurierung der bestehenden Bauteile beschäftigt war.

1842 legte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. den Grundstein zur Vollendung der Kathedrale. Unter Leitung der Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner (1833–1861) und Richard Voigtel (1861–1902) und finanzieller Unterstützung des Zentral-Dombau-Vereins gelang es der Dombauhütte in nur 38 Jahren den Kölner Dom fertigzustellen. Zu dieser Zeit arbeiteten teilweise mehr als 500 Handwerker gleichzeitig in der Kölner Dombauhütte. Als 1880 der Kölner Dom vollendet war, bedeutete dies keinesfalls das Ende aller Arbeiten. Nachbesserungen am Bau, der Abbau der Gerüste und vor allem die Vollendung der Ausstattung zogen sich noch gut 20 Jahre hin.

Nach dem sonntäglichen Hochamt am 20. Mai 1906 stürzte der Flügel einer Engelfigur über dem Hauptportal ab. Dombaumeister Bernhard Hertel (1903–1927) begann daraufhin mit den Restaurierungsarbeiten des Domes. Vor allem wurde unter seiner Leitung und unter seinem Nachfolger Hans Güldenpfennig (1928–1944) bis Ende der 1930er Jahre nahezu das gesamte Chorstrebewerk erneuert. Auch wenn der Dom nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Ferne scheinbar unversehrt aus der Trümmerwüste ragte, zeigte sich bei näherer Betrachtung, dass er in Wirklichkeit durch die Bombardements schwere Schäden davongetragen hatte. Die Arbeiten der Dombauhütte unter Dombaumeister Willy Weyres (1944–1972) konzentrierten sich daher auf den Wiederaufbau. Bis zum Domjubiläum 1948 gelang es zumindest, den Domchor und das Querhaus der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Der Wiederaufbau des Langhauses konnte erst zum Katholikentag 1956 abgeschlossen werden.

Bis etwa 1980 wurde der Dom im Sinne einer schöpferischen Denkmalpflege wiederhergestellt. Das Ziel war es, das Erscheinungsbild des Domes zwar zu wahren, in den Details nahm man sich aber gewisse Freiheiten. So zierte man die Kapitelle, Kreuzblumen und Krabben, an denen zuvor Blattornamentik zu finden war, mit figürlichen Darstellungen. Anstelle der im 19. Jahrhundert verwendeten Sandsteine setzte man als Baumaterial auf besonders haltbare Lohndorfer Basaltlava.

Seit der Amtszeit von Dombaumeister Arnold Wolff (1972–1998) wird am Dom auf eine möglichst originalgetreue Wiederherstellung der Bauornamentik geachtet. Nachdem die Dombauhütte bereits unter Arnold Wolff im Turmbereich wieder, wie im 19. Jahrhundert Obernkirchener Sandstein eingesetzt hatte, ist sie unter Leitung von Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner (1998–2012) nahezu gänzlich von der Verwendung der Basaltlava abgekommen. Nur für Wasserspeier findet sie aus Gründen der Haltbarkeit noch Verwendung. Heutzutage ist man darum bemüht, den Dom mit Steinen zu ergänzen, die in Aussehen und Materialeigenschaften dem ursprünglichen Bestand möglichst nahe kommen. 2013 wurde unter Dombaumeister Michael Hauck (2012-2015) eine Steinrestaurierungswerkstatt eingerichtet.

Seit Januar 2016 ist Dipl.-Ing. Peter Füssenich Dombaumeister von Köln. Bei ihm lag bereits seit Mai 2014 die kommissarische Leitung der Kölner Dombauhütte.