Im geschlossenen Zustand des Klarenaltars zeigt die an Werktagen sichtbare Außenseite des ersten Flügelpaares sechs männliche und sechs weibliche Heiligenfiguren, die in zwei Reihen gemalter Maßwerkarkaden vor einem roten, mit Goldmustern verzierten Hintergrund stehen. Inschriften benennen die einzelnen Figuren. Neben Kirchenpatronen und heiligen Jungfrauen handelt es sich hierbei weitestgehend um franziskanische (hl. Franziskus, hl. Klara) oder aber solche Heilige (hl. Elisabeth von Thüringen), die das im Franziskanerorden hochgeschätzte Armutsideal vorbildlich gelebt haben. Sie sind alle dem Tabernakelschrein in der Mitte zugewandt, der der Aufbewahrung von Hostien diente. Innerhalb der mittelalterlichen Altarkunst wird hier zum ersten Mal dem Altaraufsatz eine eucharistische Funktion zugewiesen. Die hl. Klara führt diese Sinngebung besonders deutlich vor Augen: in ihrer Hand hält sie eine Monstranz, in der das Allerheiligste sichtbar ist.
Der Mittelschrein mit dem Tabernakel wird auf der Werktagsseite durch zwei kleine, am rechten äußeren Flügel befestigte Tafeln verdeckt. Das untere Bild zeigt die Kreuzigung Christi; das obere Bild führt dem Betrachter den Schmerzensmann vor Augen, der, von seinen Leidenswerkzeugen umgeben, in einem halb geöffneten Sarkophag stand.
Birgit Lambert, M.A., Kunsthistorikerin